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Studie „2052“ - Welche Gefahren uns tatsächlich drohen

Die düsteren Prognosen des Club of Rome
Studie „2052“ - Welche Gefahren
uns tatsächlich drohen

http://i.imgur.com/WXpwO.png Ist der Club of Rome ein Kreis weltuntergangsverliebter Stammtischbrüder? Seine Prognosen sind angreifbar – doch der aktuelle Report zeigt eins der Hauptprobleme der Menschheit auf.

Folgt man dem Club of Rome, so wird es in 40 Jahren ziemlich finster für die Menschen:

  • Die weltweite Produktivität wird in den kommenden Jahrzehnten langsamer wachsen,
  • der Klimawandel die Atmosphäre um mehr als zwei Grad erwärmen,
  • die Umwelt weiter geschädigt und Ressourcen aufgebraucht.


Manche halten den Club of Rome für einen Zirkel weltuntergangsverliebter Stammtischbrüder. Hatte er doch schon in den 70er-Jahren prophezeit, dass die absoluten Wachstumsgrenzen der Erde im Lauf der nächsten 100 Jahre erreicht sein würden – und dabei teils so genaue Zahlen genannt, wie auch im aktuellen Report „2052“ wieder. Wer exakte Zahlen veröffentlicht, macht sich angreifbar. Spätestens, wenn die Zeit die Zukunftsprognosen einholt, müssen diese sich an der Realität messen lassen.

Genau das hat Graham Turner vor wenigen Jahren getan. Der Wissenschaftler der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation hat 2008 eine Studie veröffentlicht, in der er die Angaben, die der Club of Rome in seiner berühmt gewordenen Untersuchung „Die Grenzen des Wachstums“ 1972 gemacht hatte, mit den tatsächlichen Daten verglich. Vor allem für das Standardszenario stellte er große Übereinstimmungen fest: Auch 35 Jahre nach der Veröffentlichung blieben viele der angesprochen Probleme relevant, insbesondere die Ausbeutung der Ölreserven, die Lebensmittel- und Trinkwassersicherheit.

Was zu naiv war

Auch der Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, Uwe Schneidewind, sagt, dass die Studie in den technikgläubigen 70er-Jahren ein Weckruf war. Doch manche der Prognosen sind nicht eingetroffen: „Die Fokussierung auf Rohstoffe war ökonomisch viel zu naiv gedacht“, erklärt Schneidewind. „Seit einigen Jahren wissen wir sehr deutlich: Die eigentlichen Begrenzungen sind die Aufnahmefähigkeiten in der Atmosphäre, die Artenvielfalt und andere Faktoren. Die Studie 1972 hat gezeigt, es gibt die Grenzen des Wachstums, hat dies aber am falschen Gegenstand, den Rohstoffen, illustriert.“
Die Dimensionen des Treibhauseffekts kannten die Forscher 1972 nicht – und haben die Thematik daher vernachlässigt. Sie hatten in dem Zusammenhang nur vor „thermaler Umweltverschmutzung“ gewarnt – das ist jene Wärme, die direkt durch das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas entsteht.

Denkbar ist, dass auch der neue Report wichtige Dinge übersieht. Umweltexperte Schneidewind etwa ist überzeugt, dass die Untersuchung den Wertewechsel von rein ökonomischem zu nachhaltigem Denken unterschätzt: „Die Jugend wird es sich nicht mehr gefallen lassen, dass eine so enge ökonomische Logik wie bislang das Handeln unserer Regierungen weiter bestimmt. Wir werden erstaunt sein, welche Kraft das entfalten kann, ähnlich wie wir überrascht waren von der nordafrikanischen Demokratiebewegung, die keiner vorausgesagt hat.“

In anderen Punkten dagegen schätzt Schneidewind den Report als korrekt ein. „Das Klimaproblem werden wir auch 2052 noch haben.“ Jorgen Randers, Autor des aktuellen Berichts, erklärt in „2052“, dass die Welt mehr Dürren, Fluten und Extremwetter erleben wird. „Der Meeresspiegel wird um 0,5 Meter höher sein, das Arktiseis im Sommer verschwinden und das neue Wetter wird Landwirte und Urlauber treffen.“ Die Treibhausgasemissionen werden Randers zufolge erst 2030 ihren Höhepunkt erreicht haben. Das sei 15 Jahre zu spät, um den globalen Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen, was als die gerade noch erträgliche Marke angesehen wird.

Die Prognosen sind keine Schwarzmalerei

Der US-Wirtschaftsforscher Herman Daly schreibt in „2052“, die Vorteile des Wirtschaftswachstums seien bislang größer gewesen als die Nachteile. Nun aber koste es mehr an Umweltschäden, als es an Wertzuwachs bringe. Zu den zukünftigen Kosten, die durch heutige Gewinne entstehen zählen demnach der Ersatz von kostenlosem Trinkwasser, das wegen geschmolzener Gletscher fehle oder die Herstellung von Nahrung, die beispielsweise fischreiche Gewässer derzeit noch kostenlos produzieren.

Diese Prognosen sind keine Schwarzmalerei, sondern bereits Realität: Auf der Erde befindet sich heute nicht weniger Wasser als noch vor einem Jahrhundert – aber es leben seitdem 250 Prozent mehr Menschen, die es trinken. Hinzu kommt, dass durch den Klimawandel bereits heute oft dort nicht genügend Regen fällt, wo Wasser dringend benötigt wird.

Wo wir heute stehen

Nach UN-Angaben hungern bereits heute mehr als eine Milliarde Menschen, weil es schwierig ist, ausreichend Lebensmittel herzustellen. Doch nicht, weil die Landwirtschaft zu wenig produziert, rechnet die Ernährungsorganisation FAO vor: In den vergangenen 20 Jahren ist die globale Nahrungsmittelproduktion jährlich um zwei Prozent gestiegen, fast doppelt so stark wie die Weltbevölkerung. Und sowohl in relativen wie in absoluten Zahlen sinkt die Zahl der unterernährten Menschen seit Jahren. „Globaler Hunger“, erklärt UN-Forscher Ulrich Hoffmann, „ist kein Problem unzureichender Nahrungsmittelproduktion, sondern von fehlender Kaufkraft durch Armut und Ungleichheit.“

Bereits heute existieren Konflikte um Ackerland: Mit 200 Kilo Mais kann man einen Menschen ein ganzes Jahr ernähren, aber nur 50 Liter Bioethanol gewinnen. Dennoch fördern viele Staaten Programme für Biokraftstoffe. Von deren Preisentwicklung und der von Lebensmitteln hängt ab, wer den Wettlauf um die Ackerflächen gewinnt. „Investoren und einige Staaten haben sich in Afrika und Asien die Nutzungsrechte für mindestens 20 Millionen Hektar Ackerland gesichert“, hat die Friedrich-Ebert-Stiftung ausgerechnet und warnt: „Damit verliert die heimische Bevölkerung häufig den Zugang zu Boden und Wasser“. Je mehr Menschen die Erde tragen muss, umso gravierender werden die Probleme.

Zitat:
http://i.imgur.com/n6lEU.jpg


Was die Anzahl der Menschen angeht, entwirft „2052“ Autors Randers schließlich alles andere als ein Katastrophenszenario. Er geht davon aus, dass Anfang der 2040er-Jahre 8,1 Milliarden Menschen auf der Erde leben werden, und die Bevölkerungszahl danach abnehmen wird. Damit bleibt seine Schätzung weit hinter der des Bevölkerungsprogramms der Vereinten Nationen zurück. Den UN-Fachleuten zufolge kommt der Scheitelpunkt später und fällt höher aus: Demnach werden Mitte des Jahrhunderts 9,5 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Von 2050 bis 2100 rechnen sie mit einer weiteren Milliarde Zuwachs.

Quelle:focus.de
http://i.imgur.com/5iUYu.png
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